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Ein kleines Wort für die Freude

Wir putzen die Zähne, die Schuhe, pflegen Kleidung und Wohnung, aber unsere Gefühle
überlassen wir sich selbst. Nie kommt uns der Gedanke, daß sie verwildern könnten wie ein
Garten, tot und unfruchtbar werden könnten. wie ein verlassenes Feld. Die Zeiten in denen
es ehrbar war die Gefühle zu bemeistern sind vergessen. Es ist moderner ein Opfer der
Gefühle zu sein, unbeherrscht getrieben zu werden, das ist in. Dies läßt Menschen mit einem
freudigen Herzen selten werden.

Wollen wir wie gute Gärtner sein und die Blumen der Freude hegen. Was müssen wir tun?

Freude ist gepaart mit schönen Eindrücken, mit Zufriedenheit und Liebe. Wenn wir uns
darum kümmern, kommt Freude von selbst.

Schöne Eindrücke
Schön oder häßlich ist eine rein menschliche Bewertung. Hund oder Katze beurteilen die
Dinge bereits völlig anders. Da es also nicht an den Dingen selbst liegt, haben wir es auch in
der Hand die Qualität der Eindrücke und den inneren Kommentator zu steuern. Ein Beispiel:
Tag ein, Tag aus ging ich im 3. Bezirk durch die Landstraßer Hauptstraße in die Schule. Die
Straße war für mich nichts besonderes; Häuser wie überall. Ich beachtete sie nicht und liebte
sie nicht. Sie war mir ganz egal und meine Gedanken waren mit diversen Problemen befaßt.

Eines Tages sah ich auf meinem Weg einen südamerikanischen Indianer, der mit einem
vom Staunen geöffneten Mund zu den Hausgiebeln empor blickte. Ich blieb stehen und
betrachtete diesen Menschen mit seinem abnormalen Verhalten. Dann wurde ich neugierig
und wollte wissen, weshalb dieser Mensch die Dächer bestaunte; für einen Irren sah er viel
zu normal aus. Ich folgte seinem Blick und sah Steinfiguren von Menschen und Göttern,
Fabeltiere und Helden zwischen Blumen, Füllhörnern und Ornamenten. Es war eine für sich
abgeschlossene Welt, die mit dem Gewimmel unten nichts zu tun hatte. Ich fand sie schön
und seitdem auch die Landstraße und viele andere Straßen auch. Und noch etwas habe ich
gelernt: immer wenn ich die Fassaden betrachtete kamen die Grübeleien kurz zum
Versiegen und für einige Augenblicke herrschte innerer Friede und Freude am Schönen. Es
gab mir viel und ich lernte diese Art des Betrachtens auf Anderes auszudehnen: ein
Löwenzahn, der zwischen Hausmauer und Asphaltweg herauswächst und sogar blüht. Wie
hat er das nur geschafft? Er ist ein Held auf seine Art. Dieser morsche Lattenzaun ist sicher
schon 50 oder 70 Jahre alt. Wie hat sich um ihn die Welt verändert. Wie viel Leidvolles und
Freudiges hat seine aurische Spur in ihm hinterlassen. Er ist getränkt von Leben. Da fügen
sich die Pilze, Moose und Flechten, die auf ihm wachsen wunderbar hinzu.

Zufriedenheit
Sie ist die Schwester der Bescheidenheit. Wenn wir nicht Erfolg suchen, um
Selbstbestätigung zu finden, oder gar Anerkennung durch andere Menschen, die bekanntlich
in dieser Hinsicht immer schon geizig waren, dann sind wir auch frei von allen Ängsten vor
Mißerfolg. Ohne Streß versuchen wir unser Bestes zu tun. Haben wir Erfolg, sind wir dankbar
dafür, haben wir keinen, so können wir uns keine Schuld zuweisen, denn wir haben unser
Möglichstes getan. So entsteht innerer Friede und Zufriedenheit. Wir lernen, daß
Rückschläge menschlich sind und viele darunter leiden, mit denen wir uns als zu einer
Familie gehörig fühlen.

Liebe
Diese ist in dieser Schrift immer wieder ein zentrales Thema und ich kann dem kaum etwas
hinzufügen. Nur eines möge nicht vergessen werden:
"Nur wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben"

© Urheberrecht und copyright by A. Ballabene, Wien, 1996    
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