Ob wir wollen oder nicht, jeder von uns trägt sein
"Licht" weiter. Ob in der Familie, am Arbeitsplatz, oder wo auch
immer man gerade ist. Die Frage dabei ist nur, was für ein Licht wir weiter
tragen? Das Licht unserer Wünsche, Begierden, Ängste oder die Flamme nach
Reinheit, nach dem Edlen und Schönen, nach Gott? Es ist wohl von jedem ein bißchen dabei, je nach dem.
"Nehmt das Licht" und erst dann "tragt es
weiter". Missionare laufen heute schon genug herum, aber kaum Menschen,
die aus innen heraus leuchten. Die auch mal traurig sind, nicht weil irgendwas
schief gelaufen ist, sondern weil sie die Nähe zu Gott nicht spüren können.
Ja, das ist die Kunst, sich wirklich mit dem Herzen auf Gott auszurichten,
nicht weil sich das so gehört, sondern aus einem Bedürfnis heraus, weil man
nicht anders kann.
Es geht nicht um die Huldigung eines abstrakten Gottesbildes da irgendwo im
Himmel, vielmehr darum, den Tag mit Wohlwollen, in Liebe mit unserer Umgebung
und mit sich selber zu verbringen. Eine gewisse Distanz zum Geschehen um uns
und in uns (Gedankenwirr-warr, Emotions-Chaos, etc.)
zu bewahren, sich darin nicht zu verlieren und immer wieder nachsehen, ob das
Licht in uns noch brennt.
Nehmt das Licht, heißt: Zuerst einmal auch offen sein,
annehmen können. Beim Angenehmen geht's ja, aber beim Unangenehmen? Eigentlich,
bei aller Moral, bleibt uns ja nichts anderes übrig - oder ist es besser im
Zorn und Frust über Gott und die Welt zu verbittern? Zur Kunst des Lebens
gehört es einfach auch - ich weiß , leichter gesagt als getan - sich von
Schicksalsschlägen nicht niederdrücken zu lassen , dabei den Blick nach innen,
auf Gott nicht zu verlieren.
Leid und Freud, zwei sehr persönliche Begriffe und
Erfahrungen. Aber hängen wir unser Herz nicht zu oft an Vergängliches und
wundern uns dann, daß es uns entgleitet oder
vielleicht doch nicht so schön ist wie wir es uns vorgestellt haben? Und
andererseits (ist es denn nicht paradox?), wir wissen doch ganz genau, daß wirkliches tiefes Glück, reine Seligkeit, nur in Gott
zu finden ist und tun doch so wenig dafür! Um was alles kümmern wir uns, rund
um die Uhr, und alles mit dem Wissen, daß wir früher
oder später nur unser Inneres mitnehmen werden - unser Glück oder unser
Unglück.
So gesehen gefällt mir der Titel. Oder mit den Worten des heiligen Augustinus,
vielleicht das Gleiche etwas anders gesagt: "Liebt und dann tut was ihr
wollt!"
© Urheberrecht und copyright by Sampad,
Wien, 1997
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