Das Blatt
Blatt
eines Baumes, ich halte dich in meiner Hand und betrachte dich.
Ich sehe deine feine, ausgebildete Form, ich schaue den wunderbaren Auf-
bau deiner Zellen, mein Blick folgt den feinen Verästelungen deiner Adern,
den künstlerisch gestalteten Spitzen deines Außenrandes.
Blatt, das ich in der Hand halte, du bist ein
vollständig eigenes Wesen.
E's gibt unter den Milliarden und Abermilliarden
der Blätter deiner
Gattung nicht e i n e i n z i g e s auf dem ganzen Erdenrund, das
dir völlig gleicht, das genauso aussieht wie du - genauso wie die
Rose des kleinen Prinzen, die nur einmalig ist.
Blatt du stellst also eine durchaus eigene Wesenheit dar, für die
eine von der Gottheit geistig erdachte mentale Form vorhanden ist.
Wenn du Blatt im Herbst dich wandelst, wird deine Materie zu Staub
vermodern, d o c h deine geistige Form bleibt weiter bestehen! Und
wenn im kommenden Frühjahr die warme Sonne wieder lacht, wird diese
deine geistige Form wieder mit neuer Materie gefüllt, du wirst dich
rematerialisieren, wirst auferstehen. Deine
geistige Form wird ein
ganz neues Blatt gestalten, das dem Blatt, das ich jetzt in der
Hand habe, völlig wesensgleich ist.
So bist auch du mein Blatt, beseelt vom gleichen Schöpfer und geistig
durchhaucht mit der gleichen Kraft wie ich.
So besitzt auch du ewiges Leben!
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