"Die meisten organisierten Religionen einschließlich des konventionellen
Christentums sind auf dem männlichen Entwicklungsweg. Der frühere Teil der
Bibel basiert auf den Zehn Geboten, die die maskuline Befolgung eines strengen
Gesetzescodes intendieren. Jesus Christus sprach von den Zehn Geboten, aber
selbst hat er den weiblichen Entwicklungsweg vertreten. Er fordert keinen
Gehorsam gegenüber dem Alten Testament, sondern setzt sich für Hingabe und die
Öffnung des Herzens ein. Die Hingabe bringt das Herz auf die weibliche Seite.
Und sich der Vorstellung vom Göttlichen als "Liebe" hinzugeben,
erfordert die Akzeptanz der weiblichen Polarität ,
weil man nur durch das Prinzip der Liebe "erschaffen kann".
"Leben in sich zu tragen" ist schon per se eine Idee und ein
Energiemuster, das sich aus Liebe herleitet.
Es gibt einen Unterschied zwischen dem weiblichen und dem
männlichen Zugang zu Gott: Wenn man dem weiblichen Weg folgt
, so würde man einen anderen Menschen ermutigen, eine unmittelbare
Erfahrung des Göttlichen zu machen, was immer auch daraus entstehen mag. Wenn
man sich jedoch auf dem männlichen Pfad befindet so muß
man bestimmten Dogmen oder klerikalen Instanzen folgen.
Christus wußte, daß die kommenden Jahre die maskuline Form von Kriegen
zwischen Stämmen beziehungsweise androzentrischen
Kulturen erfordern würde, um das negative Karma der Zivilisation voll
auszuleben. Er wählte zwölf männliche Apostel, weil diese in das Feminine
initiiert werden mußten. Er tat es, damit spätere
Generationen Vorbilder haben würden, denen man nachstreben konnte. Denn sonst
hätte es vielleicht geheißen, daß Jesus Christus eine
Ausnahme war. Er war es nicht. Er hatte zwölf Menschen, die (zur Zeit ihres
Todes) das Christusbewußtsein verwirklicht hatten:
das Bewußtsein der weiblichen Polarität, das Bewußtsein des offenen Herzens.
Unglücklicherweise verstand das Mittelalter die von Jesus
Christus vollzogene Ernennung von zwölf männlichen Apostel
in dem Sinne, daß nur Männer so wie Christus werden
konnten. Wenn Sie die Geschichte sehr sorgfältig betrachten und über die Frauen
lesen,die Christus
nachfolgten, so werden Sie bemerken, daß Christus die
Frauen verehrt hat. Und anhand seiner Beziehungen zu den Frauen werden Sie
erkennen, daß er Maria Magdalena als gleichwertig
behandelt hat. Religiöses, metaphysisches und philosophisches Denken heißt,
sich dem Weiblichen zu nähern, es ist eine unmittelbare Erfahrung des
Göttlichen. In der androzentrischen Sicht des
Christentums muß man glauben und auf Christus als
Vermittler, als Fürsprecher vertrauen. Dies steht im Gegensatz zum weiblichen
Prinzip: dort geht es um das Streben nach dem Göttlichen, und zwar in einer
Weise, die es Ihnen erlaubt, in Ihrem eigenen Rhythmus, auf Ihrem eigenen Weg,
auf Ihre eigene Weise zu Gott zu kommen. Dieser Weg löst karmische
Muster auf. Er erlaubt der betreffenden Person auch, Mitschöpfer zu sein, und
nicht einfach nur ein Kind Gottes. Ein Weg verlangt von Ihnen den Status des
Kleinkindes, der andere Weg erlaubt Ihnen, Mitschöpferin zu sein und eine
gottähnliche Position zu beziehen. Ich glaube, daß
einige der Lehren von Jesus Christus falsch interpretiert worden sind. Christus
wollte nicht, daß sich Menschen an Gott oder an ihn
selbst wie an einen Vater oder eine Vermittlungsinstanz klammerten. Ich glaube,
er wollte sagen, daß ein Kind offen und liebevoll
sein muß, um sowohl geben wie auch empfangen zu
können, um staunen, genießen und feiern zu können. In diesem Augenblick werden
Sie immer den Geist des Göttlichen in allen Dinge wahrnehmen; im Geiste eines
Kindes und mit der Freude eines Kindes und mit der Freude eines Kindes zu Gott
zu kommen, ist die Hingabe, von der Er spricht.
Ich möchte noch über die Beziehung des Weiblichen zur
Evolution der Menschen sprechen. Dies ist ein wichtiges Thema, und zwar wegen
des Krieges zwischen den Geschlechtern und philosophischen Systemen, die sich
mit der Geschlechterdifferenz befassen. Ich möchte die Transformation
verdeutlichen, die im Bewußtsein und im Herzen von
Frauen und Männern überall stattfindet. Die ewige Schwingung von "Liebe
und Wahrheit" dieser ozeanische Klebstoff -drückt sich als weibliche
Energie aus und wird ausschließlich von weiblichen Energien oder Aspekten
getragen. Warum und weshalb? Beginnen wir mit dem menschlichen Körper. Im
biologischen Aufbau von menschlichen Wesen gibt es eine Bipolarität.
In den höheren Formen des Lebens auf dem Planeten gibt es diese Bipolarität in Form des männlichen und weiblichen
Geschlechts. Die physische Organisationsstruktur des Organismus ist überaus
komplex und genügend entwickelt, um beide Polaritäten gleichzeitig in sich zu
enthalten. Insofern ist sie also bipolar. Da Menschen nicht im stande sind, willentlich ihre Geschlechtsbestimmtheit zu
verändern, ist die Diskussion über die männlich-weiblichen Energien im Inneren
eines jeden Menschen ein heikles Thema. Wir haben es bei der Erörterung von
Geschlecht und Identität kurz gestreift. Die Schwingung des Männlichen und
Weiblichen in sich tragen, ist auch ein Merkmal eines hohen Entwicklungsstandes
in der esoterischen oder metaphysischen Philosophie.
Wenn man hauptsächlich die männliche Polarität in sich
trägt, so ist das Lebender Handlung gewidmet. Dabei
spielt es keine Rolle, ob diese Handlung im richtigen Einklang mit dem
Göttlichen steht oder davon abweicht. Handlung ist Handlung- auf allen Ebenen
der physischen Welt. Wenn ein Leben der Handlung gewidmet ist, so enthält es
meist nicht viel verinnerlichtes Denken. Das Thema eines solchen Lebens ist die
Expansion in der Außenwelt auf allen Ebenen. Wenn ein Organismus um die
weibliche Polarität kreist, so geht die Bewegung nach innen - es geht um
Befruchtung, um Empfänglichkeit. Aber eine einzige Polarität kann sich nicht
ständig selbst erhalten. Mit anderen Worten: Auch wenn sie ausschließlich
weiblich sind und aus der weiblichen Seite leben, so können Sie trotzdem nicht
das ganze Leben lang nur empfangen. Vielmehr muß man
beide Polaritäten in sich tragen.
Die meisten Seelen geraten aus dem Gleichgewicht, wenn
sie nur eine Polarität ausbilden. Manche Seelen müssen aufgrund ihres Karmas
eine einzige Polarität ausagieren. Sie Manifestieren eine bestimmte Polarität,
damit sie die entsprechende Energie richtig auszubalancieren lernen. In dieser
Phase der menschlichen Entwicklung müssen die meisten Menschen noch immer
sowohl mit der männlichen wie auch mit der weiblichen Polarität in Kontakt
treten.
Wenn wir uns entschließen, die weibliche Seite zu leben,
so gehen wir nach innen. Wenn wir uns entschließen, zu empfangen, dann müssen
wir akzeptieren, was wir erhalten. Wenn wir akzeptieren ,
was wir erhalten, so wird es uns entweder umbringen oder stärken. Es ist
ähnlich wie bei der Beziehung zwischen Parasit und Gasstier. Der Parasit wird
entweder akzeptiert oder zurückgewiesen. Was wir in uns aufnehmen, kann uns
schaden: es kann uns vergiften. Durch die Art des Empfangens kommt es zu einer Verwandlung , es entsteht eine dritte Energie, eine alchemische Regeneration. Die Kunst, das Weibliche zu
meistern, besteht also im Empfangen, Akzeptieren und sich damit vereinigen. Aus
dieser Vereinigung entsteht eine dritte Energie, oder ein neuer Bewußtseinsschritt.
Alle Menschen, die diesen Prozeß
gemeistert haben, sind imstande, die "lebensbejahenden" Normen und
Werte in der Dynamik der Schöpfung zu verstehen. Es ist der Schlüssel zur
menschlichen Evolution und der Evolution des Planeten. Viele Menschen
,deren Polarität zum maskulinen Prinzip tendiert, haben andere ethnische
Standpunkte als Menschen, die mit dem Weiblichen in Kontakt stehen. Warum ist
das so? Wir wissen, daß wir einen größeren Respekt
für das Leben haben, wenn wir neues Leben in uns tragen; unsere Werte sind
"lebensbejahend" und zukunftsorientiert.
Gegenwärtig haben wir Krieg zwischen diesen beiden
Modellen, die die Art des Lebens und der Beziehung zur Welt bestimmen. Es gibt
viele Opfer und viele unschuldige Menschen ,die diesem
Krieg zum Opfer fallen. Es ist ein Krieg, der innerhalb der Psyche stattfindet
- zwischen unserer männlichen und weiblichen Seite. Wenn die inneren Kundalini -Konflikte gelöst worden sind, so werden beide
Seiten befreit werden. Die Polaritäten werden dann weder männlich noch weiblich
sein. Der mittlere Hauptkanal der Wirbelsäule wird geöffnet. Die Dreiheit von
Vater, Mutter und der dritten Energie, dem mittleren Kanal oder Shushumna wird eins werden, und das Heilige Feuer erhebt
sich zum Kronenchakra und läßt
Erleuchtung entstehen.
Die Geschichte der menschlichen Evolution schwingt
ständig zwischen der männlichen und weiblichen Polarität hin und her. In der
Frühgeschichte der Menschheit war es ein deutliches Bewußtsein
des Femininen, das sich als die Gestalt "der Göttin" darstellte - die
Erde als Göttin, als Mutter allen Lebens. So war es zu Beginn aller
menschlichen Kulturen. Die Menschen wußten, daß sie aus der Frau geboren waren; die frühen Kulturen
hoben die weibliche Polarität unserer Gattung hervor, um sie als das Wunder des
Lebens zu verehren, das unmittelbar zum Göttlichen führte. Warum? Weil in allen
Bereichen alles aus der weiblichen Polarität geboren wird. in der Antike haben
die Menschen anerkannt, daß Götter, Göttinnen, aber
auch der Aufbau des Bewußtseins des Weiblichen
reflektierte. Buddha und Christus haben sich inkarniert,
um unsere maskuline Polarität zentriert sind und sich dem Weiblichen in ihrem
Inneren unterwerfen, können die Transformation zum dritten Aspekt erlangen, den
man auch als Heiligen Geist oder das Göttliche nennt.
Lesen Sie jetzt noch einmal diese letzte Aussage. Sie
klingt ganz anders als das, was man in den konventionellen Lehren zu hören
bekommt, nämlich daß das Männliche das Weibliche
befruchtet. Der wirkliche Prozeß beginnt damit, daß unsere innere männliche Polarität sich dem Weiblichen
im Inneren unterwirft und sich daran bindet. Dabei spielt es keine Rolle, ob
Sie Frau oder Mann sind. Schon allein durch diesen Akt der Unterwerfung und
Verbindung mit dem weiblichen Selbst sind Sie befähigt, das Reich des
Göttlichen zu betreten.
Dieser Prozeß spiegelt einen
entscheidenden Punkt in der menschlichen Evolution wider. Es gibt auf der ganzen
Welt eine Bewegung in die Richtung dieser Vereinigung Die Menschen auf dem
Planeten versuchen sich Gott zu nähern, mit dem Geist in allen Dingen in
Kontakt zu treten, die Stimme des Geistes zu hören und zu verstehen und dem
Göttlichen näher zu kommen, damit sie sich nicht selbst in die Luft sprengen
oder auf chemischem Wege vernichten. Aufgrund dieses Zwanges gibt es eine
Rückkehr zu den Werten, die aus dem Weiblichen stammen und durch die Energien
und die geistige Arbeit mit dem Götterprinzip in Erscheinung treten. Der Geist
- oder die nicht physischen Reiche - sind nur durch das Weibliche erreichbar.
Was tun wir während dieses Prozesses mit unserer
männlichen Seite? Wir verwenden die maskuline Polarität, um das Feminine in
Handlungen in der äußeren Vorgehen entspricht dem
Symbol des griechischen Janus-Mythos. Das ist der Gott mit den zwei Gesichtern,
in anderer Form auch die Doppelaxt, das Symbol der kretischen Göttin. Dies
symbolisiert nicht notwendigerweise die Polarität des Männlichen und Weiblichen,
vielmehr ist das eine Gesicht nach innen zum Reich des Geistes gekehrt, und die
andere Seite symbolisiert die im Äußeren manifestierte physische Welt. Die
Psyche ist doppelgesichtig: sie wendet sich nach innen, um mit dem Geist in
Kontakt zu treten und wendet sich nach außen zur Welt der Form. Wir können auf
die Welt der Form entweder durch unmittelbare Handlungen einwirken, oder aber
dadurch, daß wir das zur Wirkung bringen, was durch
die weibliche, innere Seite aktualisiert wurde.
Wenn eine männliche Polarität Werte der männlichen
Polarität in die äußere Welt hinauskatapultiert, so führt dies letztlich zu
Zerstörung oder dem aktiven Prinzip der Involution .Involution ist ein Vorgang, der nicht von der Seele oder
vom Bewußtsein gelenkt wird und er regeneriert sich
auch nicht selbst. Ein Beispiel dafür wäre ein Land, das Krieg führt, um mehr
Territorium zu erobern. Die Geschichte hat uns gelehrt, daß
Kriege, die um des Gewinnes willen geführt werden, letzlich
zu einem negativen Ergebnis führen. Sie sind kein lebensspendendes
regeneratives Unternehmen. Wenn jedoch eine Handlung von der männlichen
Polarität ausgeht, deren innere Substanz oder Motivation von der weiblichen
Polarität gelenkt wird, so besteht ein Gleichgewicht von Zielen, Normen und
Werten, welches die gesamte Lebensenergie fördert und auch Anerkennung von
nicht materiellen Werten schafft. Werte, die von unmittelbaren Bedürfnissen
diktiert oder danach ausgerichtet werden, sind lediglich die zum Überleben
notwendigen Erfordernisse der physischen Ebene. Eine männlich-weiblich
ausbalancierte Polarität achtet das ewige Drama von Geburt, Tod und Neugeburt.
Wenn eine Handlung, die durch männliche Polarität erzeugt wird, in ihrem
inneren Inhalt vom Weiblichen bestimmt wird, so speist diese Handlung die
Evolution beziehungsweise die Vorbereitung auf die Zukunft.
Das Weibliche trägt die Vision der Zukunft in sich,
während das Männliche die Vision des Jetzt darstellt. Das Weibliche trägt auch
die Vision der Vergangenheit in sich. Um in die Zukunft zusehen, müssen wir
auch ein Gefühl für die Vergangenheit haben. Wenn wir kein Wissen von der
Vergangenheit haben, sind alle unsere Handlungen nur reaktiv. Wenn wir von der
maskulinen Polarität, dem ewigen Jetzt kommen, denken wir nicht darüber nach,
was kurz zuvor geschehen ist, wir denken nur über die unmittelbare
Notwendigkeit nach. Nur wenige Menschen haben die Erleuchtung im Sinne des
Zen-Buddhismus gemeistert, die das Bewußtsein vom
"ewigen Jetzt" verwendet, um eine spirituelle Öffnung zu erreichen.
Das Konzept des "ewigen Jetzt "heißt das Leben für den unmittelbaren
Augenblick zu leben und in diesem Augenblick das gesamte Bewußtsein
zu fokussieren. Anders gesagt: Jetzt in diesem Augenblick "wach zu sein.
Wenn wir diesen Zustand aufrechterhalten können, so wohnen wir in göttlichem Bewußtsein. Christus lehrte, daß
wir, wenn wir vom" ewigen Jetzt" kommen und akzeptieren, daß dieses jetzt Jetzt "gottgeschaffen" ist, ständig und fortwährend in das
Ewige - die Tore des Himmels eintreten können. Wir können uns vom Rad der
Wiedergeburt durch eine Einheit mit Gott befreien.
Das worüber wir hier sprechen, sind die Bausteine der
Evolution. Für die Erhaltung und Regeneration der Erde müssen wir zu einem
Punkt kommen, an dem das Weibliche in das Berwußtsein
der Öffentlichkeit gebracht wird, damit seine Normen und Werte die Führung
übernehmen können. Wenn dies geschieht, wird die Erde wieder ins Gleichgewicht
kommen. Die moderne Verbreitung des weiblichen Blickwinkels kann die Lehren
Christi wieder ins rechte Licht rücken, die pervertiert wurden, damit ein
sexistisches Kirchensystem entstehen konnte. Wenn wir die Lehren von Christus
und der Göttin richtig tradieren , dann werden wir
eine kosmische Vereinigung des Männlichen und Weiblichen haben: das Königreich
des Himmels wird dann auf der Erde herrschen - und das ist menschliche
Evolution.
In der ganzen Geschichte des Universums gibt es viele
vernunftbegabte Wesen, die sich genau darum bemüht haben. An diesen
Evolutionsweg ist auch die Erde kosmisch gebunden. Auf diese Weise
funktionieren alle evolutionären Entitäten wie der Planet Erde und größere
galaktische Systeme. Dies sind die Bausteine des Systems- das Gesetz der
Polarität - das gleichzeitig auch das Gesetz von Ursache und Wirkung ist. Das
Göttliche drückt sich beständig durch dieses System aus, und wenn es die
Vollkommenheit erreicht hat, wird ein anderes Universum entstehen. Das ist ein
kosmisches Gesetz. Je eher wir dies wissen, um so eher können wir uns auf diese
kosmische Kraft einstellen und in Harmonie leben."
Leseprobe aus
dem Buch: "Das Orakel der weisen Frau" von Ransom
öS 94,-- Bastei Lübbe Verlag
SSE
- SOLARIS Edition (c)
Der Verlag für Bücher und zahlreiche Artikel mit spirituellen Themen
www.solarisedition.at - office(at)solarisedition.at