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Die höchste Form des Yoga

von Sant Kirpal Singh

Ich darf euch als „meine Kinder“ anreden, und ich freue mich, dass auch ihr Religion studiert, denn das ist ein äußerst wichtiges Fach, das direkt unser eigenes Selbst betrifft. Das Wort Religion bedeutet „re“ – zurück und „ligio“ – binden. Unsere Seele wieder mit Gott zu verbinden, das ist die Bedeutung des Wortes Religion. Ähnlich stammt der Begriff „Yoga“ von der Wurzel „yuj“ ab, was bedeutet, unser Selbst mit Gott zu vereinen. Die Religionsgemeinschaften entstanden nur, um zu lehren, wie wir uns mit Gott verbinden können – das ist das letzte Ziel aller äußeren Religionen. Die Wissensgrundlage für all diese Religionen ist ein und dieselbe, gleichgültig, ob sie aus dem Osten oder dem Westen kommen – da gibt es keinen Unterschied.

 Es gibt eine Vielzahl von Yogaarten, und auch ihr Ziel ist ein und dasselbe – Gott zu erkennen. Das letzte Ziel aller Yogasysteme ist, in Brahms versunken zu sein, in Gott aufzugehen. Es gibt Hatha Yoga, Prana Yoga, Bhakti Yoga, Gyan Yoga (usw.), und das letzte Ziel aller Yogaarten ist es, mit unserem Selbst in Gott aufzugeheneins mit Ihm zu werden - RAJA-(Kriya-)Yoga. Das Ziel bei allen Yogaarten ist also, wie Shankara es darlegt, in den Samadhi einzugehen, um eine Erfahrung von Gott erhalten zu können. Doch es gibt zwei Arten von Samadhi: Der eine ist auf der Ebene der Materie und der andere ist bewusster Samadhi. In vielen Fällen wird man feststellen, dass Menschen den unbewussten Samadhi erfahren; sie lassen sich (zum Beispiel) für einige Tage bei lebendigem Leibe eingraben und kommen dann wieder zurück. Doch das ist kein bewusster Samadhi. Es gibt eine höhere Art von Samadhi, den man „bewusster Samadhi“ nennt, da man dabei innerlich bewusst bleibt. Hatha Yoga ermöglicht es, körperlich leistungsfähig zu bleiben – jeder Yoga hat seinen eigenen Schwerpunkt. Prana Yoga kann euer Leben verlängern. Normalerweise atmen wir ungefähr acht bis zehn Mal in der Minute. Wenn man Prana Yoga praktiziert, kann man den Atem kontrollieren (d.h. seine Frequenz reduzieren) und dadurch soweit wie möglich sein Leben verlängern. Dann gibt es Bhakti Yoga, den Yoga der Hingabe. Um diesen Yoga zu praktizieren, muss man von einer Hypothese ausgehen. Doch das führt letztlich nicht zu Brahm – der formlosen Stufe. Ihr wisst, Paramhansa Ramakrishna folgte dem Bhakti Yoga – dem idealen Bhakti Yoga im Osten – und er verehrte Gott in der Form der Mutter. Er sah die Mutter überall – im Inneren und im Äußeren. Doch er konnte sich nicht zur formlosen Stufe erheben. Schließlich ging er zu seinem Guru, der Totapuri hieß, und sagte zu ihm: „Überall sehe ich die Form der Mutter, aber ich kann mich nicht über diese Dualität erheben. Wie ist das möglich?“ Da nahm Totapuri eine Glasscherbe und drückte sie ihm zwischen die beiden Augenbrauen. Gleichzeitig gab er ihm einen Auftrieb, und so konnte er sich in den Samadhi erheben.

Als nächstes kommt Gyan Yoga, der auch Jnana-Yoga genannt wird. Auch in diesem Yoga kann man nur kleine Einblicke ins Jenseits bekommen, man kann dort nicht immer bleiben. Eine Erklärung dafür gibt die östliche Philosophie, die beschreibt, dass die Seele von verschiedenen Umhüllungen bedeckt ist. Es gibt „Ana-mai-kosh“, „Pran-mai-kosh“, und „Vigyan-mai-kosh“ ist ebenfalls eine dieser Hüllen – es ist nicht das letzte Ziel. Shankara lehrte: „Es ist alles der formlose Zustand und man kann in ihn eintreten.“ Doch Ramanuja stimmte nicht mit ihm überein, sondern gab dem Vashisht Yoga recht, der behauptet, dass man zwar im Samadhi vom Allbewusstsein durchdrungen werden, aber nicht die formlose Stufe erreichen kann. Ramakrishna und die anderen weisen darauf hin, dass man sich über das Körperbewusstsein erheben muss, und sie kamen voran.

Patanjali teilte alle Yogaarten in ein abgestuftes System ein. Zusammenfassend stellte er zwei Dinge fest – einmal, dass es für die Seele möglich ist, sich über das Körperbewusstsein zu erheben, und zum anderen, dass die Seele ihre Energien konzentrieren kann, ohne den anstrengenden Weg über die Pranas zu nehmen. Beim Prana Yoga muss man den Atem kontrollieren. Schließlich kam er (Patanjali) zu dem Schluss, dass man sich auch ohne die Pranas erheben kann. Die volle Verwirklichung oder der wahre Samadhi bedeutet nicht, sich nur vom physischen Körper zurückzuziehen, wenn das auch der erste Schritt ist – das ABC des Jenseits fängt an, wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt. Wo die Philosophien der Welt enden, beginnt die wahre Religion. Dieses ABC beginnt also, wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt.

Die Aufmerksamkeit ins Jenseits zu bringen ist sehr schwierig, manche Menschen, die nicht die rechte Führung erhalten, können sich leicht verlieren. Aus diesem Grund haben (die Meister) erklärt, dass wir einen Weg brauchen, bei dem wir von der Bindung frei werden. Ihr werdet feststellen, dass Hatha Yoga, Prana Yoga, Bhakti Yoga und Jnana Yoga keine endgültige Befreiung aus den bestehenden Fesseln ermöglichen, auch nicht Schritt für Schritt. Wir brauchen etwas, das uns in jeder Hinsicht hilft. Prana Yoga kann uns nur bis zu einer bestimmten Stufe bringen, Jnana Yoga kann uns nur einen kleinen Einblick ins Jenseits gewähren, wir können nicht immer dort bleiben. Aus diesem Grund war Ramanuja nicht mit seinem Vorgänger einverstanden. Er lehrte Vashisht Yoga (Advaita), der sagt, dass man Zugang zum Jenseits haben kann, aber dort nicht im unbedingten Zustand bleiben kann.

Schließlich kommt der Yoga des Tonstroms, welcher die höchste Form von Yoga und der natürliche Yoga ist. Dieser Yoga überwindet all die Probleme, die es bei anderen Yogaarten gibt. Er ist der natürlichste und leichteste von allen. Er kann von jedermann praktiziert werden – gleichgültig, ob er jung oder alt ist. Die Meister dieses Yoga lehren uns, dass der Absolute Gott, obwohl Er in Seinem ursprünglichen Zustand ohne Attribute ist, sich selbst in Formen projizierte und zwei ursprüngliche Attribute hat: Licht und Ton. Als Gott den Wunsch hatte: „Ich bin Einer und möchte Viele werden“, gab es eine Schwingung, und diese Schwingung trat als Licht und Ton in Erscheinung. Gott ist also das Licht- und Tonprinzip, Gott ist die „Musik der Sphären“. Gott wird „Nada“ und „die Stimme Gottes“ genannt. So gibt es zwei Erscheinungsformen, zwei äußere Aspekte der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft, die das „Wort“ genannt wird. „Das Wortlose kam ins Dasein und wurde zum Wort.“ – „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Die gesamte Schöpfung kam danach ins Sein. Diese Kraft, die sich zum Ausdruck bringt, wird also „Wort“ genannt, und in anderen Terminologien wurde es so bezeichnet: „Das Namenlose kam ins Sein, es wird Naam genannt.“ – „Zuerst war es Ashabd, dann kam es ins Sein und wurde Shabd genannt.“ Es ist also die Ursache der gesamten Schöpfung, es beherrscht und durchdringt die ganze Schöpfung. Alles ist eine Offenbarung dieser Kraft. Alle Schriften, die uns heute zur Verfügung stehen, sprechen davon – dies ist der natürliche Yoga. Es wird das „Wort“ genannt. Mohammedanische Heilige nannten es „Sultan-ul-Askar“, den König aller Meditation. Es wird auch „Nada“ genannt, „Kalam-i-Qadim“ in ihrer Terminologie.

Wie ich bereits ausführte, war also am Anfang das „Wort“, und das „Wort“ war bei Gott, und Gott war das „Wort“, und die ganze Schöpfung kam danach ins Sein. Als der „Namenlose“ oder „Wortlose Eine“ – ihr mögt Ihn den Absoluten Gott nennen – ins Sein kam, wurde diese Gotteskraft, die sich zum Ausdruck brachte, „Wort“, „Naam“, „Shabd“ oder „Kalam-i-Qadim“ genannt. Und diese Kraft hat zwei Aspekte: Licht und Ton. Das ist es, was Christus sagte, und alle anderen ebenfalls. Jenes „Shabd“ ist die Ursache der gesamten Schöpfung. Diese Schöpfung kam durch „Shabd“ ins Sein, sie geht wieder in „Shabd“ zurück, und wieder beginnt eine neue Schöpfung. „Shabd“ ist also eine Kraft, und aus „Shabd“ wurde das Licht geboren. Das sagen alle Meister: „Als Gott den Wunsch hatte, aus Einem Viele zu werden, entstand Licht, und dann folgte der Ton.“ Aus „Shabd“ entstand die ganze Schöpfung. „Shabd“ ist der tatsächliche, wesentliche Kern von allem, „Shabd“ ist die lenkende Kraft, die ausführende Kraft Gottes, die Ursache der ganzen Schöpfung. Ihr findet das in allen Schriften. Shamaz Tabrez erklärt uns: „Die ganze Schöpfung kam durch ‚Saut‘ ins Sein“ – „Saut“ bedeutet in arabischer Sprache „Wort“ oder „Ton“ – „und aus ‚Saut‘ ging alles Licht hervor.“ Ihr wisst, dass Moses die Gebote Gottes inmitten von Donner und Blitz empfing. Ich führe euch noch einige Zitate an. Auch Zoroaster sprach davon. Er bezeichnet Licht und Ton als das „nicht angezündete Feuer“ und als „Sarosha“. Der Taoismus spricht ebenfalls vom „schöpferischen Wort“ und dem „göttlichen Licht“. Außerdem wird es „Nada“ genannt oder „Udgit“, die Musik aus dem Jenseits. Es heißt „Akash Bani“, der Ton, der von oben kommt, „Naam“, „Shabd“ oder „Saut“. So viele Namen wurden ihm gegeben: „Bang-i-Asmani“, „Nida-i-Asmani“, „Sarosha“, „Tao“, „Yoti“, „Prakash“, „Tajalli“ – alle bedeuten dasselbe: Licht und Ton. Als Gott sich zum Ausdruck brachte, gab es eine Schwingung und aus dieser Schwingung ergaben sich zwei Dinge: Licht und Ton, und Licht und Ton sind der Weg zurück zum Absoluten Gott. Wenn es euch gelingt, euch an einem Sonnenstrahl festzuhalten, wohin wird er euch führen? Zur Sonne, von der er ausgeht.

Wie ich euch bereits erklärte, hat jeder Yoga seine Reichweite, und dies ist der Yoga, der zum Ziel hat, euch zum Absoluten Gott zurückzubringen. In der Offenbarung des Johannes werdet ihr finden: „Seine Augen waren wie die Flammen des Feuers, Seine Stimme klang wie das Rauschen des Wasserfalls. Sein Antlitz war strahlend wie die Sonne!“ Dies sind Aussagen derer, die Erfahrungen hatten vom Jenseits und von der Kraft, die sich zum Ausdruck bringt. „Und ich hörte eine Stimme von rauschendem Wasser und tosendem Donner.“ – „Und ich hörte den Klang von himmlischen Harfen.“ Diese Aussagen gelten für Christen, Inder, Franzosen, Chinesen, Menschen in Mittelasien oder anderswo. Die, die nach innen gingen, (sagten alle dasselbe), dies ist die zentrale Lehre von allen. Im Osten wird in den Upanishaden davon gesprochen: „Es gibt eine Sonne von Mahabrahmand, dem Makrokosmos. Von dort geht ein Ton aus.“ Dies war die geheime Lehre, wie sie Krishna, dem Sohn von Devaki, von Ingrish Rishi gegeben wurde – es ist die älteste Lehre überhaupt. Das war die grundlegende Lehre aller (Meister). Auch Guru Nanak sprach davon: „Es gibt ein inneres Licht, aus dem der Ton hervorkommt. Wenn ihr mit ihm in Verbindung kommt, wird es euch zum letzten Ziel führen, von wo die sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft ins Sein kam.“ Auch Paltu, ein anderer Heiliger, sagt dasselbe: „In euch ist ein Licht, aus dem ein Ton hervorgeht. Wer kann ihn hören? Nur wer in den Samadhi eingeht, wer sich über das Körperbewusstsein erhebt.“ Der erste Schritt ist also, sich über das Körperbewusstsein zu erheben, und dafür werden viele Wege aufgezeigt.

Auch das Pranasystem bietet so einen Weg, doch es ist ein sehr harter Weg, für den nicht jeder geeignet ist. Ihr müsst dabei Kumbhak ausüben, und das ist nicht natürlich. Beim Bhakti Yoga müsst ihr Hypothesen aufstellen, um zu beginnen, und ihr könnt euch damit nicht über die Dualität erheben. Beim Jnana Yoga könnt ihr nur einen kleinen Einblick ins Jenseits erhalten, denn Jnana ist auch eine der vielen Umhüllungen der Seele, so wie es in den Schriften beschrieben ist. Wenn aber noch eine Umhüllung da ist, wie kann man sich dann in den formlosen Zustand erheben? Der natürliche Weg ist der einzige Weg zurück zu Gott – ohne Hypothesen, ohne Nachdenken – es ist eine direkte Verbindung mit der Gotteskraft, die sich in den beiden Aspekten von Licht und Ton zum Ausdruck bringt. In der „Nad Upanishad“ geht es nur um dieses Tonprinzip. Dort heißt es: „Zuerst ist ein Murmeln zu hören wie das Rauschen der Wellen des Ozeans, wie der fallende Regen, das Fliessen des Baches. Danach hört man die ‚Bhervi‘, vermischt mit dem Klang der Glocken und Muschelhörner.“ Versteht ihr nun, warum in unseren Kirchen die Glocken geläutet werden? Und in den Tempeln? Warum in Kirchen, Tempeln und an anderen Orten der Verehrung immer ein Licht entzündet wird? Diese Gotteshäuser sind nach dem Modell des menschlichen Körpers errichtet worden. Tempel sind kuppelförmig; dort zündet man eine Kerze an, und wer eintritt, läutet die Glocke. Kirchen sind lang und haben die Form der Nase, und auch dort gibt es das Licht und regelmäßiges Glockenläuten. Und was ist der Unterschied zwischen den beiden? In der Kirche läutet die Glocke (zu bestimmten Zeiten), während im Tempel jeder, der eintritt, die Glocke läutet. Das sind Symbole, die uns an Gott erinnern sollen – es sind Symbole für die beiden Aspekte der Gotteskraft, die sich in Licht und Ton zum Ausdruck bringt.

Der wahre Tempel Gottes aber ist der menschliche Körper, in dem wir wohnen. Wir sind bewusste Wesenheiten, Tropfen aus dem Meer allen Bewusstseins. Wir sind Geist, der im menschlichen Körper wohnt. Warum haben wir Angst zu sterben, wenn der Geist doch ewig ist! Der menschliche Körper ist also der wahre Tempel Gottes und wird deshalb als die höchste Form in der Schöpfung betrachtet. Er steht Gott am nächsten. Im Koran wird gesagt, dass die Engel sich vor dem menschlichen Körper verbeugen mussten, als er geschaffen wurde. Den einzigen Weg zurück zu Gott kann man nur im menschlichen Körper erhalten. Der menschliche Körper ist eine goldene Gelegenheit. Alle Meister sprachen davon, ich habe sie zitiert. Auch Prophet Mohammed hörte diese himmlische Musik, die sich zu Worten formte und schliesslich die Gestalt von Gabriel annahm. Und wisst ihr, dass die, die eine Pilgerfahrt nach Mekka unternehmen, zuerst die Höhle Hira besuchen, wo Prophet Mohammed sechs Jahre lang war und auf den Ton hörte? Als Prophet Mohammed auf das Licht- und Tonprinzip eingestimmt war, hörte er Botschaften aus den höheren Ebenen. Kennt ihr Baha U’llah? Habt ihr seinen Namen schon einmal gehört? Er war ein Mystiker, doch er verbrachte sein ganzes Leben im Gefängnis. Auch er gibt Hinweise auf den „flammenden Ton“ oder das „klingende Licht“ als den äußeren Ausdruck der Gotteskraft.

Es gibt (diese Kraft in) zwei Formen in uns. Sokrates drückt es so aus: „Ich hörte einen Klang, der mich in eine neue Welt brachte!“ Plato bezeichnet es als die „Musik der Sphären“. Pythagoras nennt es die „Musik aller Harmonien“ und die „Wahrheit, die in Licht gekleidet ist“. Ähnliche Hinweise gibt es bei Zoroaster, in den Upanishaden und bei den Buddhisten. Lord Buddha rief in den letzten Tagen seines Lebens alle seine Schüler zu sich und fragte sie: „Wie erreicht ihr den diamantenen Samadhi?“ Und alle erwähnten das Licht und den Ton. Dann sagte Lord Buddha: „Mögen die kommenden Generationen wissen, dass das innere Hören der einzige Weg zum diamantenen Samadhi ist.“ Diese Dinge liegen also in uns. Es sind zwei (Formen), die Kraft des Sehens und die Kraft des Hörens. Wenn ihr nach innen geht, seht ihr zuerst Kerzenschimmer – ihr seht Licht, dann folgt der Ton. Durch das Licht könnt ihr sehen, wo ihr seid, und der Ton führt euch den Weg, den ihr gehen müsst. Es gibt Menschen, die versuchen, nur mit dem Licht zu gehen, doch dann werden sie von starkem Licht eingehüllt und wissen nicht, wie sie weitergehen sollen. Nur der Ton kann dort helfen und führen.

Die Meister, die als das „Fleisch gewordene Wort“ kommen und in denen diese Kraft sich offenbart hat, können euch eine Verbindung damit geben, indem sie eure Aufmerksamkeit völlig von außen und dem Körper unten zurückziehen und euer inneres Auge öffnen, so dass ihr das Licht Gottes sehen könnt. „Wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib Licht sein!“ Es gibt also das Licht und es gibt den Ton, der euch führt und den Weg zeigt. Das „Fleisch gewordene Wort“ kann euch damit verbinden, Er wird „Stein der Weisen“ – „Paras“ genannt. In Ihm ist diese Kraft offenbart, die in jedem Herzen wohnt. Der menschliche Körper ist das Haus, in dem wir leben. Es hat neun Tore, die sich nach außen öffnen: zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, den Mund und zwei unten. Dennoch können wir den Körper nicht verlassen. Es gibt eine Kraft, die uns trotz all dieser offenen Tore im Körper zurückhält. Diese Kraft ist die sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft, die von den Meistern, die in der Vergangenheit kamen – ob im Osten oder im Westen – mit vielen verschiedenen Namen benannt wurde. Und die beiden äußeren Ausdrucksformen dieser Gotteskraft sind Licht und Ton. Dieses Licht scheint in jedem von uns, und wir können es sehen. Christus sagte: „Ich bin gekommen, um jene Menschen sehend zu machen, die nicht sehen. Jene, die glauben zu sehen, mögen blind sein!“ In der Terminologie der Heiligen bedeutet „blind“, dass euer inneres Auge, euer Einzelauge, nicht geöffnet ist und ihr das Licht Gottes nicht sehen könnt. „Blind“ heißt hier nicht, dass jemand keine Augen im Kopf hat, es bezeichnet einen, dessen inneres Auge nicht geöffnet ist. Es wird auch Drittes Auge, Einzelauge, Shiv Netra, Divya Chakshu oder verborgenes Auge genannt. Dieses Auge ist in jedem von uns. Was macht der, der das „Fleisch gewordene Wort“ ist? Jene Kraft wohnt bereits in uns, doch unsere Seele, deren äußerer Ausdruck Aufmerksamkeit genannt wird, ist so sehr mit dem Gemüt, den nach außen gerichteten Sinnen, dem Körper und der Welt identifiziert, dass wir uns selbst vergessen haben. Wir können unser Selbst nicht davon unterscheiden. Wir wirken jetzt auf der Ebene des menschlichen Körpers, und dieser Körper wandelt sich jeden Augenblick unseres Lebens. Auch die Welt um uns herum ändert sich mit derselben Geschwindigkeit. Da wir damit identifiziert sind und diese beiden Dinge sich mit derselben Geschwindigkeit wandeln, haben wir den Eindruck, dass sie sich nicht ändern. Das ist eine große optische Täuschung. Wie können wir dem entgehen?

Nur der Ton kann dort helfen und führen. Die Meister, die als das „Fleisch gewordene Wort“ kommen und in denen diese Kraft sich offenbart hat, können euch eine Verbindung damit geben, indem sie eure Aufmerksamkeit völlig von außen und dem Körper unten zurückziehen und euer inneres Auge öffnen, so dass ihr das Licht Gottes sehen könnt. „Wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib Licht sein!“ Es gibt also das Licht und es gibt den Ton, der euch führt und den Weg zeigt. Das „Fleisch gewordene Wort“ kann euch damit verbinden, Er wird „Stein der Weisen“ – „Parat“ genannt. In Ihm ist diese Kraft offenbart, die in jedem Herzen wohnt.

Die Meister sagen dazu: „Mensch, erkenne dich selbst! Wer bist du, was bist du wirklich? Bist du nur der Körper? Nein! Du hast den Körper erhalten, den Verstand und die nach außen gerichteten Sinne, doch du bist es, der all das belebt.“ Im allgemeinen verstehen die Menschen unter „wissen“, was auf der Ebene des Fühlens und Denkens liegt – doch das ist dem Irrtum unterworfen. Sehen steht über allem! Und wann kann man von diesem Sehen sprechen? Nur wenn man sich durch Selbstanalyse über das Körperbewusstsein erhebt. Was tut ein Meister, der darin erfahren ist? Unsere Aufmerksamkeit, der äußere Ausdruck unserer Seele, ist so sehr mit dem Körper und der äußeren Welt identifiziert, dass wir uns selbst davon nicht lösen können. So zieht Er eure Aufmerksamkeit völlig von außen und vom Körper unten zurück und bringt sie zum Sitz der Seele, der sich hinter den Augen befindet. An welcher Stelle? Wenn jemand stirbt, richten sich seine Augen nach oben, und von diesem Punkt aus gehen wir ins Jenseits. Plutarch sagt uns: „Die Seele derjenigen, die in die Mysterien des Jenseits initiiert sind, macht dieselbe Erfahrung vom Verlassen des Körpers wie zum Zeitpunkt des Todes.“ Es ist derselbe Vorgang.

Dieser menschliche Körper ist also eine eigene Art von Fabrik, die durch uns in Betrieb gehalten wird. Alle nach außen gerichteten Sinne, die Augen und alle anderen, erhalten die Kraft von uns und dann beherrschen sie uns. Jetzt können wir uns nicht mehr davon trennen. Das erste, was das „Fleisch gewordene Wort“ tut, ist, uns zu zeigen, wie wir uns über das Körperbewusstsein erheben können. Und die Meister fordern uns auf: „Glaubt nicht den Worten eines Meisters, solange ihr nicht mit eigenen Augen gesehen habt! Ihr selbst müsst bestätigen: ‚Ja, ich habe mich über das Körperbewusstsein erhoben!‘“ Das ist der erste Schritt. Wie ich euch schon sagte, beginnt das ABC der Spiritualität tatsächlich erst, wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt. Alle Yogas erwähnen das. Dies ist also der einfachste und natürlichste Yoga – er ist selbst einem Kind möglich. Ein junger Mensch kann ihn genauso ausüben wie ein alter.

In früheren Zeiten gab es im Osten ein System. (Auch im Westen gab es das, nur wurden andere Worte dafür verwendet, man nannte es „wiedergeboren werden“, wie in dem Ausspruch von Christus: „Ihr müsst von neuem geboren werden.“) In diesem System erhielten bereits Kinder im Alter von sieben, acht, neun Jahren die „zweite Geburt“. Die erste Geburt ist die Geburt in den menschlichen Körper, und die zweite Geburt führt ins Göttliche Bewusstsein. Sie gaben das Gayatri-Mantra. Gayatri-Mantra bedeutet, sich über das Körperbewusstsein zu erheben, den Strahl der Sonne zu ergreifen und die Sonne selbst zu erreichen. Es gibt ein Gebet: „Oh Gott, führe unsere Aufmerksamkeit zur Sonne!“ Sie gaben ihnen das Mantra und gleichzeitig zeigten sie ihnen, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt, wie man das Dritte Auge öffnet und das Licht Gottes sieht. Selbst fünfjährigen Kindern! Auch heute noch – es gibt diesen Brauch bis in unsere heutige Zeit. Bei den Hindus erhalten die Kinder dasselbe Gayatri-Mantra, und es wird ihnen gesagt, dass sie „zum zweiten Mal geboren sind“, doch weil es an praktisch erfahrenen Menschen fehlt, kann ihnen niemand zeigen, wie sie sich über das Körperbewusstsein erheben und das Licht Gottes sehen können.

Das Licht ist also in jedem von uns. Christus sagte: „Gebt acht, dass das Licht in euch nicht Dunkelheit ist!“ Dieses Licht ist von so vielen verschiedenen Hüllen umgeben: von der physischen, astralen und kausalen. Und ihr erhaltet einfach etwas, um damit zu beginnen – (diese Hüllen abzulegen). Angenommen, eine Lampe ist von zwei, drei oder vier Hüllen umgeben, so entsteht der Eindruck, als sei kein Licht da. Wenn nun eine Hülle fortgenommen wird, könnt ihr ein wenig Licht wahrnehmen. Wenn ihr die nächste Hülle entfernt, wird das Licht stärker, und wenn ihr alle Hüllen beseitigt habt, könnt ihr das Licht in seiner ganzen Fülle sehen.

Alle Meister gaben also Hinweise auf das Licht im Inneren, das in dem Ausmaß, wie ihr euch über die physische, astrale, kausale und überkausale Ebene erhebt, immer mehr wird. Das letzte Ziel aller Heiligen liegt jenseits all dieser materiellen Ebenen in den rein spirituellen Bereichen. Auch in der Bibel gibt es bei Johannes den Hinweis darauf, dass er auf der dritten Ebene gefangen war. Sie hatten damals dieses Wissen ebenfalls, doch aus Mangel an praktisch erfahrenen Menschen geriet es für euch in Vergessenheit.

Wir finden also an allen heiligen Orten die Symbole von Licht und Ton, und das soll uns einen Hinweis darauf geben, dass dieses Licht und dieser Ton in uns sind. Die äußeren Modelle sind nur für die, die am Anfang stehen, gemacht worden, um sie verstehen zu lassen, dass ein solches Licht in ihnen scheint und ein solcher Ton in ihnen erklingt. Und solange es praktische Menschen gab, zeigten sie es ihnen und gaben den Rat: „Glaubt niemals den Worten eines Meisters, bis ihr nicht selber bezeugen könnt, dass dort Licht ist – ob mehr oder weniger.“ Nehmt an, jemand hält euch einen wundervollen Vortrag, wie man ein Geschäft eröffnet. Doch was können wir tun, wenn wir kein Geld haben? Deshalb geben die Meister immer etwas, womit wir beginnen können – eine Saat, die niemals mehr vergehen kann, die von niemandem mehr weggenommen werden kann, es sei denn durch die Hand des Meisters, der das „Fleisch gewordene Wort“ ist. Dies ist also eine Voraussetzung: Wer kann uns dies zeigen, so dass wir selbst sehen und es bezeugen können? Und die zweite Voraussetzung ist eine wahre Lebensweise. „Die Wahrheit steht über allem, doch noch höher ist die wahre Lebensweise.“ Ein ethisches Leben ist das Sprungbrett zur Spiritualität. Wenn ihr Verhaftungen habt und euch zu sehr an die äußeren Vergnügungen hängt – wie könnt ihr dann eure Aufmerksamkeit davon zurückziehen?

Die Meister öffnen euch den Weg nach oben ein wenig, denn sie sind reine Aufmerksamkeit. Ihr zieht euch dann vom Körper unten zurück und seht mit eigenen Augen, dass dort Licht ist, es mag mehr oder weniger sein. Für jene, die damit in Verbindung kommen wollen, ist ein reines Leben eine Notwendigkeit. „Gesegnet sind die, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!“ Versteht ihr? Tulsi Sahib sagt dazu: „Reinige die Kammer deines Herzens, damit der Geliebte eintreten kann.“ Ihr könnt von einem König nicht erwarten, dass er einen schmutzigen Raum betritt. Selbst ein Hund, der als niedriges Wesen gilt, reinigt zuerst mit seinem Schwanz den Platz, auf dem er sich niederlassen möchte. Können wir erwarten, dass Gott sich in einem Herzen offenbaren wird, das schmutzig ist, voller Lust und schlechter Gedanken über andere? Das ist also das erste, was wir aufgeben müssen.

Wenn die Meister kommen, tasten sie die äußeren Formen, die äußeren Kennzeichen der verschiedenen Religionen nicht an. Die Religionen entstanden erst einige Zeit, nachdem die Meister gegangen waren. Diejenigen, die den Meistern begegneten, hatten direktes Wissen, sie erhielten eine lebendige Erfahrung, einen Beweis davon. Nachdem die Meister dann den Körper verlassen hatten, wurden diese „Geistesschulen“ gegründet, um ihre Lehre lebendig zu erhalten. Und solange es dort praktische Menschen gab, half es den Menschen, Gott zu erkennen. Doch aus Mangel an Menschen der Praxis trat in denselben Gemeinschaften schließlich Stagnation ein, und später zeigte sich Verfall. Und so kommen Meister, um diese Wahrheit neu zu beleben.

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