"Sorgt Euch nicht um Euer Leben!"

    "Niemand kann zwei Herren zugleich dienen. Er wird den einen vernachlässigen und den anderen bevorzugen. Er wird dem einen treu sein und den andern hintergehen. Ihr könnt nicht beiden zugleich dienen: Gott und dem Geld. Darum sage ich euch: "Macht euch keine Sorgen um Essen und Trinken und um eure Kleidung. Das Leben ist mehr als Essen und Trinken, und der Körper ist mehr als die Kleidung. Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte - aber Gott in seiner Liebe sorgt für sie. Und ihr seid ihm doch viel mehr wert als alle Vögel! Wer von euch kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern?
    Und warum macht ihr euch Sorgen um das, was ihr anziehen sollt? Lernt von den Lilien, die auf dem Felde wachsen: Sie arbeiten nicht und machen sich keine Kleider. Doch ich sage euch: "nicht einmal Salomo bei all seinem Reichtum war so prächtig gekleidet wie irgendeine von ihnen. Wenn Gott sogar die Feldblumen so prächtig kleidet, die heute blühen und morgen verbrannt werden, wird er sich dann nicht erst recht um euch kümmern? Habt doch mehr Vertrauen!
    Macht euch also keine Sorgen! Fragt nicht: "Was sollen wir essen! Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen" Damit plagen sich die Menschen, die Gott nicht kennen. Doch Er weiß, dass ihr all das braucht. Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch Seinem Willen fügt und tut was er verlangt, dann wird Er euch schon mit all dem anderen versorgen. Quält euch nicht mit Gedanken an morgen; der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Ihr habt genug zu tragen an der Last von heute." (Matthäus 6,24-34)

Die Menschen fürchten den Tod, weil sie so lange in ihrem körperlichen Käfig gelebt haben und diese "Sicherheit nicht aufgeben wollen. Aber es ist töricht, sich zu fürchten. Ich stelle mir den Tod sehr verlockend vor. Keine Reparaturen mehr an der Maschinerie des Körpers, kein zusammengeflicktes Leben mehr. Da es Gottes Wunsch ist, dass wir dieses alte Modell des Körpers bis zum Tod behalten, müssen wir es gut pflegen. Ich wünschte nur, der Herr hätte uns die Fähigkeit gegeben, in den Samadhi einzugehen und den Körper ebenso leicht abzuwerfen wie der Heilige Narada. Er sang in tiefer Ekstase von der Herrlichkeit Gottes, und als er zum gewöhnlichen BWS zurückkehrte, bemerkte er, dass er seinen alten Körper abgestreift hatte und einen neuen Körper aus Licht besaß. Das ist die höchste und schmerzloseste Art des Hinübergehens.

Eine indische Geschichte berichtet von einem sterbenden Jüngling, der das schmerzvolle Schluchzen seiner Verwandten hörte und ausrief:

    "Beleidigt mich nicht mit eurem Mitleidsgeschrei,
    Wenn ich ins Land des ewigen Lichts, der ewigen Liebe entschwebe.
    Ich bin es, der euch bemitleiden muss.
    Für mich gibt es keine Krankheit,
    Keine zerschmetterten Knochen,
    Keinen Kummer, kein tiefes Herzeleid mehr.
    Ich träume von Freude, ich schwebe in Freude, ich atme ewige Freude!"

Ihr wisst nie, was euch in dieser Welt bevorsteht; ihr sorgt, solange ihr lebt. Die Verstorbenen haben Mitleid mit uns und segnen uns. Warum sollten wir also um sie trauern?" (Yogananda).

Wir müssen alle irgendwann gehen, und auf gewisse Weise ist das ganze Leben eine Vorbereitung für dieses letzte Ereignis. Ich möchte es mit den schönsten Farben erleben, möchte ohne Bedauern und Angst gehen, ohne den Wunsch, das es doch anders hätte laufen können, und ohne den Wunsch, dass mich die Menschen doch besser behandelt hätten. Jede Nacht, bevor du dich schlafen legst, denke dass du morgen womöglich nicht mehr hier sein könntest. Gib alles an Gott zurück. Es gehört dir ja sowieso nicht. Je mehr du in dir frei leben kannst, und die Welt sein lassen kannst, wie sie eben sein will, desto mehr wirst du Gelassenheit im Leben erlangen.

Solange sich der Mensch jedoch mit seinem stofflichen Körper identifiziert und keine Ruhe in seinem wahren Selbst findet, solange rufen die unbefriedigten Wünsche seines Herzens eine entsprechende Sehnsucht hervor. Und um diese zu befriedigen, muss er viele Male in Fleisch und Blut auf der Bühne des Lebens erscheinen, wo er dem Einfluss der Dunkelheit (MAYA oder Satan) unterworfen ist und nicht nur gegenwärtige sondern auch zukünftig alle Leiden des Lebens und des Todes durchmachen muss.

    "Leid entsteht aus Unwissenheit (Avidya). Unwissenheit ist die Wahrnehmung dessen was nicht existiert, und das Nichterkennen dessen was existiert."
    Diese Unwissenheit ist nicht nur ein Leiden an sich, sondern auch die Quelle aller anderen menschlichen Leiden.
    "Die Unwissenheit besteht aus vielen Schichten dunkler Kräfte.
    Die verdunkelnde Kraft der Maya erzeugt Egoismus und (falsche)
    Beharrlichkeit; die polarisierende Kraft der Maya erzeugt Zuneigung
    (Anziehung) und Abneigung (Abstoßung) - YIN und YANG." (SRI YUKTESWAR)
Im Buddhismus (Rad des Lebens) gibt es drei Grundübel, die uns an diese Welt der Erscheinungen kettet: "Hass, Gier und Unwissenheit" Wer sie überwindet, der wird befreit aus dem Kreislauf des Lebens und muss sich nicht mehr inkarnieren. Die erlösenden Kräfte sind daher genau das Gegenteil: "Liebe, Armut und Weisheit".
Alle Wesen dieser Schöpfung sind dem Gesetz der Polarität (YIN und YANG) unterworfen. Dem Wissen um Gut und Böse - was Positiv, was Negativ ist. Doch es gibt auch körperlose Wesen, gute und böse Geister:

"Jede nützliche, gute Idee (Eigenschaft) wird von einem guten Geist (Engel) erschaffen. Diese beeinflussen und säen ständig hilfreiche Gedanken in unsere Seele. Ebenso wie Gott, Seine Engel und Millionen guter Geister versuchen, Ordnung und göttliche Harmonie auf Erden herzustellen, so schafft Satan, der Fürst der Finsternis, mit seinen bösen Geistern (Dämonen, Teufel) Unordnung und Unheil in der Welt. Unsere Erde ist geistig gesehen einer der dunkelsten (materiellen) Orte in der ganzen Schöpfung.
So erschaffen also Gott und Seine engelhaften Wesen viele gute Gedanken, und der Teufel erzeugt seine eigene Art von Gedanken. Der Geschlechtstrieb wurde von Satan erschaffen, um den Menschen an die Erde gebunden zu halten. Seit Anbeginn hat der Mensch mit dieser Versuchung zu kämpfen gehabt. Außerdem gibt es mancherlei Plagen und Krankheiten, die die Menschen leiden lassen, aber nicht von Gott gewollt sind. Gott regt vielmehr die Forscher dazu an, neue Wege zur Heilung von Krankheiten zu finden.

Ihr seht also, dass zwischen Gott und dem Teufel ein großes Tauziehen im Gange ist. Man kann darüber hinwegsehen und denken, dass Satan nichts als eine Täuschung ist. Hierzu möchte ich sagen, dass Gott in der Tat recht unwissend sein müsste, wenn Er nicht über alles Böse in der Welt unterrichtet wäre. Warum sprach Jesus: "Hebe dich von mir Satan" und "erlöse uns von dem Übel", wenn es keinen Satan gibt? Warum ist es überhaupt nötig, zu Gott zu beten, wenn das Böse nicht existiert? Das Böse existiert aber. Wer anders als Satan hat die Krankheitsbakterien und Viren erschaffen?

Als Gott den Menschen erschuf, erschuf Er auch den Teufel. Satan wurde erschaffen um Gottes Kinder zu prüfen, Er stellt Seine Kinder auf die Probe. Ich flehe ihn ständig an: "Warum machst Du es uns so schwer?".

Satan war ursprünglich ein Erzengel. Ihm war die Macht verliehen worden, nach Gottes Plan Welten zu erschaffen. Nachdem er sein Schöpfungswerk vollendet hatte, sollte er, wie auch die ganze Schöpfung, sofort zu Gott zurückkehren. Aber diese intelligente Kraft, die in den Hl. Schriften als Satan personifiziert wird, sah voraus, dass die Schöpfung sich auflösen würde, wenn alles wieder zum GEIST zurückkehrte. Darum pflanzte Satan dem Menschen böse (materielle) Wünsche ein, die ihn veranlassen würden, immer wieder zur Erde zurückzukehren und das Rad des Lebens in Gang zu halten. Auf diese Weise versucht der Teufel, dem Menschen die Möglichkeit zu nehmen, zu Gott zurückzukehren. Im höchsten Sinne ist Satan nur ein Werkzeug Gottes. Erhält nie das, was er verspricht, so dass die enttäuschten Menschen schließlich den wahren Gott suchen.

Gott erschuf Mann und Frau kraft Seines göttlichen Willens. Sie waren die zu Körpern verdichteten Ausdrucksformen göttlicher Weisheit und göttlichen Gefühls. Mann und Frau hatten am Anfang dieselbe Macht wie Er und konnten allein durch geistige Kraft Wesen erschaffen. In der Bibel als ADAM und EVA bezeichnet, waren sie also von Ihm ermächtigt worden, sich zu vermehren und unendlich viele Wesen zu schaffen. Wie mein Guru Sri Yukteswar erklärte, führte die Kraft des Bösen (Satan) EVA in Versuchung die Frucht (Geschlechtsgenuss) mitten im Garten (Körper) zu essen. Gott hatte den ersten Menschen gestattet, sich aller Sinneswahrnehmungen am Baum des Lebens (astrale BWS- und Energiezentren (Chakren) in der Wirbelsäule) zu erfreuen, mit Ausnahme der rein sexuellen Befriedigung des untersten Chakras inmitten des körperlichen Gartens. Die "Schlange", die EVA in Versuchung führte, ist die zusammengerollte Energie am Ende der Wirbelsäule, die die Geschlechtsnerven anregt. Wenn das Gefühl (EVA) im Menschen vom Geschlechtstrieb überwältigt wird, unterliegt auch die Vernunft (ADAM). Der Geschlechtstrieb ist das trügerische Gegenstück zur Freude Gottes. Wenn die Lust an die Stelle der Liebe tritt, entfernt man sich vom göttlichen Bewusstsein - von der Erkenntnis, dass man selbst GEIST ist: ewig bestehende, ewig bewusste, ewig neue Freude. Der Geschlechtstrieb, das Verlangen nach Reichtum, Wein und Drogen (Gier) - dies alles sind die von Satan erschaffenen Täuschungen, die den Menschen daran hindern sollen in Samadhi einzugehen. Als die göttliche Energie sich verdichtete und die materielle Welt erschuf, verloren die Wesen in ihr jenes göttliche BWS, in der sie ihre Einheit mit Gott fühlen konnten, und wurden aus dem "Garten Eden" (Paradies) vertrieben. Seit jener Zeit mussten sich die Menschen, auf geschlechtliche Art vermehren. Auch müssen Mann und Frau akzeptieren, was für ein Kind sie bekommen. Ursprünglich waren sie, sie Gott, fähig, das zu erschaffen, was sie sich wünschten. O selige Zeit der ersten Wesen.

Wir sind also zu Gefangenen des Körpers geworden. Nachts aber werden wir zu Astralwesen (Geistern), und auch, wenn wir sterben, werden wir bis zur nächsten Inkarnation Bewohner der astralen Sphären. Was können wir daraus lernen? Wir sollen erkennen, dass unsere wahre Natur geistiger Art ist, dass wir unsichtbare, machtvolle Wesen sind. Das können wir aber solange nicht, solange wir uns nur auf den Körper konzentrieren und denken: "Ich habe Kopfschmerzen, ich wünsche mir dies und das." Wir müssen uns über alle Anhänglichkeit an materielle Dinge erheben.

Zwei Kräfte liegen ständig miteinander im Streit. Die eine Kraft versucht, uns zu erlösen, und die andere Kraft versucht, uns an die materielle Schöpfung zu ketten. Doch niemand kann euch Schaden zufügen, wenn ihr wirklich an Gott glaubt. Sein Name ist geheiligt. Ihr seid im Schoß Gottes geborgen und niemand kann euch etwas antun. Wenn ihr allerdings überzeugt davon seid, dass jemand euch schaden kann, so kann er es auch! Wenn euch jemand z.B. einen bösen Gedanken sendet und ihr ihn in euch aufnehmt, wird er euch schaden. Doch ihr braucht keine bösen Gedanken anzunehmen! Hört auf die Stimme Gottes, indem ihr nur gute Gedanken hegt. Jedes Mal, wenn sich ein böser Gedanke einschleichen will, weist ihn energisch ab. Dann kann Satan euch nichts anhaben. Sobald ihr etwas Unrechtes denkt, nähert ihr euch Satan. ihr bewegt euch ständig zwischen Gut und Böse in und her, deshalb müsst ihr mehr in die Tiefe, ins Herz Gottes gehen, wo Satan euch nicht erreichen kann.

Hört auf die Göttliche Stimme. Gott ist der GEIST, der über alle anderen Geister steht. Fürchtet euch nicht vor niederträchtigen Menschen; niemand kann euch Schaden zufügen, es sei denn, dass ihr Angst habt. Wenn ihr euren Geist leer macht, gewährt ihr dem Bösen Einlas, aber wenn ihr sagt: "Gott ist in mir", kann nur Gutes auf euch zukommen. Die dunkle Kraft hat keine Macht über euch, wenn ihr euer Bewusstsein auf Gott gerichtet haltet. Ihr seid frei, ihr seid Kinder des Ewigen und Allmächtigen!"

Paramahansa YOGANANDA

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