Siehe ich verkünde Euch große Freude!


Die Geburt Jesu mag für viele nur Geschichte sein, aber für mich und für viele andere, die an die allgegenwärtige Liebe glauben - die nicht verunsichert sind vom Zeitgeist, der heute herrscht - ist sie viel mehr als nur ein historisches Ereignis. Vor ungefähr 2000 Jahren ereignete sich ein Wunder im heutigen Israel, dem Land der Juden. In der Nähe von Bethlehem lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel Gottes zu ihnen und der Glanz umstrahlte ihn. Die Hirten fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: "Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die allen zuteil werden soll: Heute ist euch in Bethlehem Jesus, der Retter geboren; er ist der Messias, der Christus. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt." Als der Engel die Hirten verlassen hatte, sagten sie zueinander: "Kommt, wir gehen nach Bethlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns verkündet wurde." So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.

"Eine schöne Geschichte", wird der eine oder der andere sagen. Doch es gibt noch einen weiteren Aspekt,
den uns der Hl. Franz von Assisi einst zu Weihnachten erzählt hat:

"Was nützt es, wenn Ihr immer noch zur Krippe kommt, die ich Euch in der Höhle zu Greccio dargestellt habe?
Was nützt es, wenn Ihr die Demut des göttlichen Kindes bewundert, die Freude der heiligen Jungfrau mitempfindet oder das Staunen des heiligen Josef, der nur gebraucht wurde, nicht mehr?
Was nützt es, wenn Ihr den Eifer der Hirten verfolgt, die alles liegen- und stehenließen, nur um den Heiland zu suchen und zu schauen?
Was nützt es, wenn Ihr Weihnachten nur feiert, Eure Geschenke aufrechnet und für ein paar Stunden gerührt seid!
Ich habe Euch die Krippe nicht zum Anschauen geschenkt, sondern zu Anfassen. Man muß das Kind "auf seinen Händen tragen", muß die Muttergottes und ihren Mann "in die Arme nehmen", man muß sich mitten unter die Hirten gesellen und einer von ihnen werden.
Mit den Gestalten der Hl. Nacht eins werden, das ist es. Man muß selber die Demut des Kindes lernen, dem Staunen und er Freude der "Eltern" im eigenen Herzen Raum geben, man muß sich von den Hirten anstecken lassen.
Man muß etwas merken nach Weihnachten, daß man die Christgeburt gefeiert hat. Und man wird sich auf den Weg machen müssen, um - wie dereinst die Hl. drei Könige und die Hirten - seine eigenen Gaben zu bringen. Nein, nicht nur Gaben, letztlich sich selbst."

Meditation für den Heiligen Abend 

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