Mt. Washington Estates
Mt. Washington erhebt sich über das endlose Stadtgebiet von Los Angeles wie eine Art Schutzengel. Nicht weit vom Zentrum gelegen steht der Berg doch hinter einer Reihe von Hügeln zurückversetzt. Auf seiner Spitze ist der Lärm des Verkehrs durch die belebten Straßen auf ein stilles Summen gedämpft. An dieser beschaulichen Stelle scheinen die Probleme der Menschheit eher einer harmonischen Lösung zugänglich. Wenn auch in der Welt, scheint dieser Platz nicht ganz von der Welt zu sein.
Am Gipfel von Mt. Washington befindet sich das internationale Hauptquartier der Gemeinschaft der Selbstverwirklichung (Self – Realization - Fellowship - SRF). Um die Jahrhundertwende waren die Mt. Washington Estates — wie dieser Besitz auch genannt wird — ein eleganter Hotelkomplex.
„Die Stadt der Engel" war damals viel kleiner: etwa 100.000 Einwohner. Mit der Zeit, da das Automobil immer populärer wurde und sich die Stadt immer weiter in die umgebenden Obstgärten und Felder ausdehnte, verlagerte Mt. Washingtons elegante Klientel ihr Erholungsressort mehr nach außerhalb. Harte Zeiten begannen für Mt. Washington Estates. Die geschäftige Welt hielt dort nicht länger Hof.
Um die Jahrhundertwende, zur Zeit also, da Mt. Washington auf der Höhe seiner Popularität als Ressort stand, gab es in Indien einen jungen Knaben, der während Perioden ekstatischer Meditation Visionen eines geheimnisvollen Bergklosters in einem fernen Land erhaschte. Die Botschaft, die er durch seine rätselhaften Erscheinungen empfing, betraf die Mission, deren Erfüllung ihm eines Tages verheißen war. Das wusste er. Mukunda Lal Gosh, der Welt später als Paramahansa Yogananda bekannt, war der Sohn eines Vorstandsdirektors der Bengal-Nagpur Eisenbahn; als solcher hatte er die Aussicht auf Reichtum und eine hohe weltliche Position, sobald er herangewachsen war. Aber es war nicht diese Welt, die ihn anzog. Seit frühester Kindheit verlangte er nach Gott mit einer Intensität, mit der sich andere nach menschlicher Liebe oder weltlicher Anerkennung sehnen.
Bald nach seinem Oberschulabschluss traf Mukunda seinen guru, den großen Swami Sri Yukteswar aus Serampore, Bengal. Zu den Füßen dieses großen Meisters erlangte er in der überraschend kurzen Spanne von sechs Monaten die hohe geistige Verfassung von samadhi [(kosmisches Bewusstsein) ist der Zustand unendlichen Gewahrseins, den der Yogi erreicht, sobald die Hypnose des Ego einmal durchbrochen ist. (Christliche Heilige haben ihn manchmal als "mystische Heirat" beschrieben, weil in ihm die Seele in Gott mündet und eins mit ihm wird.] oder unbedingter Einheit mit Gott. Sein Guru behielt ihn für weitere neuneinhalb Jahre im Ashram (= Eine Stätte des Rückzugs aus dem weltlichen Leben zum Zwecke der Praxis geistiger Übungen), während derer er ihn auf seine Mission der Verbreitung des Yoga im Westen vorbereitete. „Der Westen", erklärte Sri Yukteswar, "ist in materiellen Errungenschaften fortgeschritten, aber es fehlt ihm an geistigem Verstehen. Es ist Gottes Wille, dass du die Rolle übernimmst, der Menschheit den Wert des Augleichs zwischen einem materiellen und einem inneren, spirituellen Leben Nahezubringen."
1917 unternahm Mukunda, nun ein Mönch unter dem Namen Swami Yogananda (1), den ersten äußeren Schritt zur Erfüllung dieser Sendung, indem er eine kleine Knabenschule in Dihika, einem Dorf in Bengal, gründete. 1918 gab ihm der Maharaja von Kasimbazar großzügigerweise die Erlaubnis, die schnell wachsende Schule in den Kasimbazar - Palast in Ranchi, Bihar, zu verlegen. Hier blühte sie auf. Eine Schule, die eine Erziehung in der göttlichen Kunst des Lebens mit dem üblichen Lehrplan verband, fand sowohl bei Eltern als auch bei Kindern sofortigen Anklang. Im ersten Jahr erreichten die Aufnahmeanträge die Zahl von Zweitausend — weit mehr, als die bestehenden Einrichtungen fassen konnten. Nach zwei Jahren begannen die pädagogischen Theorien des jungen Yogi-Schulleiters bereits ernsthaften Einfluss auf andere Erzieher zu nehmen.
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1) Swami: wörtlich Herr — einer, der die Meisterung seines Selbst erlangt hat. Swami ist der Titel, der Üblicherweise sannyasins (Entsagenden) verliehen wird — zur Bestärkung der Wahrheit, dass in dieser Welt nur der ein wahrer Herrscher ist, der sein Selbst beherrscht. Aus demselben Grund wird ein Entsagender oft Maharaj (Großer König) genannt.
Ananda (göttliche Gnade) bildet im allgemeinen einen Teil des monastischen Namens eines sannyasins. Daher bedeutet der Name Yogananda "Göttliche Gnade durch Vereinigung (Yoga) mit Gott" oder auch "Göttliche Gnade durch die Praxis der Yogatechniken, um Vereinigung zu erreichen".
So sehr Yogananda seine Schule in Ranchi ans Herz gewachsen war, so erwartete ihn doch eine weitere, umfassendere Mission, auf die ihn der Herr schon jetzt vorbereitete. 1920 hatte der jugendliche Yogi in einer seiner Meditationen eine Vision: Tausende von Amerikanern wandelten an ihm vorbei und blickten gespannt auf ihn. Er wusste, dass dies eine göttliche Botschaft war. Die Zeit war für ihn gekommen, sein Lebenswerk im Westen zu beginnen.
Tags darauf erhielt er eine Einladung, als indischer Delegierter auf einem Kongress religiöser Liberaler zu sprechen, der jenes Jahr in Boston abgehalten wurde.
In Amerika fand er viele Leute vor, die hungrig waren nach Indiens geistigen Lehren und offen für die befreienden Techniken des Yoga. Demzufolge blieb er weiter in Boston, wo er drei Jahre lang Vorträge hielt und unterrichtete. Schrittweise paßte er sich der amerikanischen Kultur an und studierte Wege, um hinter die Vorurteile und in die innersten Herzen seiner Zuhörer zu gelangen.
1923 begannen seine Vortragsreihen und Seminare in den größeren amerikanischen Städten. Massen in noch nie da gewesenem Ausmaß strömten ihm zu; manchmal bildeten sich häuserblocklange Schlangen von Menschen, die einen Platz zu ergattern suchten. Ungleich den meisten anderen Lehrern aus Indien versuchte er niemals, Amerikanern die Kulturmerkmale seines eigenen Landes aufzudrängen, sondern war mehr darauf bedacht, ihnen zu zeigen, wie sie ihre eigene Kultur spiritualisieren konnten. Mit Dynamik und bezwingender Freude ging er daran, die Köpfe seiner Mitmenschen, die in den Tugenden der "Auf dem Boden der Praktikabilität" Philosophie verfangen waren, davon zu überzeugen, dass der in höchstem Maß praktische Kurs jener der Gottsuche ist.
Sein Magnetismus war unwiderstehlich. Am 25. Januar 1927 berichtete die Washington Post nach einem Vortrag in Washington D.C. vor 5000 Zuhörern: „Der Swami hat alle Rekorde anhaltenden Interesses gebrochen." Ein berühmter Photograph stellte für einige Zeit ein lebensgroßes Bild des Meisters auf der Straße vor seinem Geschäft auf. Präsident Calvin Coolidge empfing Yogananda im Weißen Haus. Am 18. April 1926 hielt Meister eine Menge von Dreitausend für eineinhalb Stunden in Bann, indem er mit ihnen das einfache Melodram „O God Beautiful! (Gott So Wunderbar)", das er aus dem original Hindi von Guru Nanak übertragen hatte, wiederholte. In dieser Nacht fühlten sich viele in einen Zustand göttlicher Ekstase versetzt.
1924 bereiste Swami Yogananda den Kontinent in Richtung Westen. Durch seine Vorträge und Lehren fanden Tausende ihr Leben transformiert — nicht nur durch seine Worte allein, sondern durch seine magnetische Liebe und die gleißende Ausstrahlung seiner inneren Freude.
Louise Royston, eine ältere Jüngerin, erzählte mir eine charmante kleine Geschichte von Yoganandas Besuch in Washington D.C. im Jahre 1927. Dort wurde Mme. Amelita Galli-Curci, die weltbekannte Primadonna, seine Jüngerin. Zu dieser Zeit hatte Galli-Curci den Höhepunkt ihres außerordentlichen Ruhmes erreicht. Als sie eines Abends in einer übervollen Konzerthalle sang, erspähte sie ihren am Balkon sitzenden Guru. Sie unterbrach die Aufführung, zog ein Taschentuch heraus und schwenkte es heftig in seine Richtung. Der Swami seinerseits erhob sich und winkte zurück. Das Publikum, das schließlich bemerkte, wessen Anwesenheit zur Unterbrechung geführt hatte, brach in begeisterte Beifallsrufe und Applaus aus und erstreckte die Ovation auf mehrere Minuten.
Ein Grund für die meist überwältigende Reaktion, die der Meister überall auslöste, war der, dass er — im Gegensatz zu den meisten öffentlichen Rednern — das Publikum niemals als eine anonyme Masse ansah, selbst wenn es mehrere Tausend umfasste. Jedem Zuhörer war er als Individuum erstaunlich sensitiv gegenüber. Oft richtete er sich nach den spezifischen Bedürfnissen eines einzelnen Mitgliedes seiner Zuhörerschaft. Ich selbst machte manchmal die Erfahrung, dass er in einem öffentlichen Vortrag kurz auf eine meiner privaten Schwierigkeiten zu sprechen kam. Wenn ich ihm in Gedanken dankte, pflegte er lächelnd auf mich zu schauen, bevor er seine Ausführungen fortsetzte.
Während seiner transkontinentalen Tour im Jahre 1924 wären viele begeistert gewesen, wenn Swami Yogananda sein Heim in ihren Städten aufgeschlagen hätte. Aber auf jedwede derartige Einladung entgegnete er: „Meine Seele ruft mich nach Los Angeles." Jahre danach fragte ihn ein Gast auf Mt. Washington: „Welchen sehen sie als den spirituellsten Ort in Amerika an?" „Ich habe immer Los Angeles für das Benares (oder Varanasi, die heiligste Stadt der Hindus ) von Amerika gehalten", antwortete der Meister.
Dorthin kam er nun. Ein Massenansturm auf seine Vorträge setzte ein. Derartige Zuhörerzahlen waren selbst für diese Stadt, die für ihre Faszination spirituellen Angelegenheiten gegenüber bekannt war, beispiellos. Wochen vergingen im pausenlosen öffentlichen Service. Und dann eröffnete er seinen hocherfreuten Schülern, dass er gedenke, hier sein Hauptquartier zu etablieren.
Zahlreiche Anwesen wurden ihm gezeigt. Keines davon jedoch stimmte mit der Vision überein, die er in Indien empfangen hatte. Er setzte seine Suche fort.
Eines Tages, im Januar 1925, fuhr er mit zwei oder drei Jüngern aus. Sie fuhren den kurvigen Mt. Washington Drive hinauf. Als sie Mt. Washington Estates passierten, rief der Meister aus: „Halte den Wagen an!"
„Ihr könnt das nicht betreten", protestierten seine Begleiter. „Das ist Privatbesitz!"
Aber Yogananda war nicht abzuhalten. Er betrat die weitflächigen Gründe und spazierte still herum. Zu guter Letzt stellte er leise fest, während er sich auf das Geländer oberhalb des Tennisplatzes stützte: "Dieser Platz fühlt sich wie zu Hause an!"
Als ich 1948 zu Meister kam, war Mt. Washington ein Kloster. Ursprünglich jedoch hatte er es zu einer „Die Kunst des Lebens" - Schule machen wollen, ähnlich seiner weitbekannten Einrichtung in Indien. Seine Hoffnungen für die Spiritualisierung des Westens beruhten nämlich auf einer Allround-Erziehung der Jugend. Bald begriff er jedoch, dass seine erzieherischen Träume für dieses Land verfrüht waren. Zuerst müssten die Erwachsenen zu seinen Idealen bekehrt werden; erst dann würde es genügend entsprechend ausgebildete Lehrer geben, und Eltern, die bereit wären, ihre Kinder in diese Schulen zu schicken. Bald wurde daher aus Mt. Washington ein Wohnzentrum für Erwachsene, die Gott ihr Leben widmen wollten.
Um 1935 war das Werk fest etabliert; es blühte und gedeihte. Das war auch das Jahr, in dem ihn sein Guru, Swami Sri Yukteswar, nach Indien zurückrief. Der mittlerweile berühmte Jünger verbrachte dort ein Jahr auf Reisen, auf denen er zu großen Menschenansammlungen sprach.
Während dieses Jahres verlieh Sri Yukteswar seinem geliebten Jünger den höchsten spirituellen Titel, Paramhansa (11). Viele Inder hofften, Yogananda werde nun in Indien bleiben. Aber Gott rief ihn innerlich bereits zurück. Der Tod seines Gurus war ein weiteres, äußerliches Zeichen, dass Gott ihn gehen ließ. Demzufolge kehrte er im Jahre 1936 nach Mt. Washington zurück. Und nun begann eine neue Phase seiner Sendung.
In Verbindung mit seinen früheren Visionen von Mt. Washington hatte Yogananda immer zwei weitere Gebäude gesehen. Das erste war die Haupthalle seiner Schule in Ranchi. Das andere wartete noch auf seine Entdeckung. Es war eine wunderschöne Eremitage irgendwo am Meer.
Mehrere Male fühlte er sich auf dem Weg die kalifornische Küste hinunter nach San Diego zu einer gewissen Stelle im Städtchen Encinitas hingezogen. Jedes Mal hatte er die Eingebung gespürt: „Warte. Noch nicht." Aus Gehorsam der göttlichen Führung gegenüber hatte er die Angelegenheit dann nie weiter verfolgt. Aber nach seiner Rückkehr aus Indien erwartete ihn eine Überraschung. An genau der Stelle, die ihn auf jenen Fahrten angezogen hatte, hatte Mr. James J. Lynn, ein reicher und geistig weit fortgeschrittener Jünger, die Einsiedelei seiner Visionen gekauft und erbaut! Hier verbrachte Paramhansaji (12), wie ihn jetzt viele Leute zu nennen begannen, die meiste Zeit seiner nächsten Jahre und schrieb Bücher, einschließlich seines spirituellen Klassikers Autobiographie eines Yogi.
Seine Tage waren nun eine Idylle göttlicher Ruhe. Nach Jahren des Reisens, der geistigen „Kampagnen" und den niemals endenden Herausforderungen seiner Mission war es ihm für einige Zeit möglich, die Früchte seiner Arbeit zu genießen. Die Herausforderungen, die ihm nunmehr begegneten, kamen aus dem ebenbürtigeren Bereich spiritueller Ideen.
Um dieses sein Idyll mit treuen Schülern teilen zu können, errichtete er auf den Gründen in Encinitas 1938 einen kleinen, anmutigen Platz der Anbetung. „Goldener Lotus Tempel" nannte er dieses Gebäude. Nicht weit von der Haupt-Einsiedelei gelegen, überschaute es den Pazifischen Ozean. Hier leitete der Meister Gruppenmeditationen, durch den Ozean an die Weite des Geistes erinnernd, und teilte mit seinen Anhängern so manche der tiefen Inspirationen, die täglich aus seiner Feder flossen. Der Goldene Lotus Tempel erregte weitgehendes öffentliches Interesse. Besucher verglichen ihn bisweilen mit dem Taj Mahal. Einmal sagte jemand über ihn: „Es ist, wie wenn man das Paradies sieht, ohne zu sterben!"
Eine seiner ersten Zielsetzungen war, wie er es formulierte, „den Geist der Bruderschaft unter allen Leuten auszustreuen und ihn durch die weltweite Gründung von selbsterhaltungsfähigen Kolonien für einfaches Leben und hohes Denken zu untermauern". Die Gründung einer solchen „Weltbruderschafts – Kolonie" war nun die Hauptrichtung seiner Energien.
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11) Wörtlich „Höchster Schwan". Seit alten Zeiten ist der Schwan ein Symbol göttlicher Erleuchtung gewesen. Hiefür gibt es drei Gründe. Erstens hat der erleuchtete Yogi, wie der Schwan, der auf dem Lande und Wasser zu Hause ist, sein Heim sowohl in dieser Welt als auch im Ozean des Geistes. Zweitens sagt man, dass der Schwan die Fähigkeit habe — wenn er an einer Mischung von Milch und Wasser nippt — , nur die Milch zu schlucken; vermutlich läßt er sie gerinnen. Ähnlich unterscheidet der hansa, oder erleuchtete Yogi, deutlich zwischen der „Milch" göttlicher Realität und dem „Wasser" der Täuschung. Drittens stellt dieses Wort als han sa („Ich bin Er") auch ein Sanskritmantra dar: Worte, die die segensreiche Verwirklichung eines wahren Meisters ausdrücken. Der höchste unter solchen „hansas" ist der parama (höchste) hansa. Bereits befreit, ist es für den paramahansa nicht länger nötig, weltliche Tauschungen mit dem Schwert der Unterscheidung zu bekämpfen, da er das Göttliche zu allen Zeiten mühelos und überall sieht.
Yogananda schrieb seinen Titel Paramahansa ohne das zusätzliche a in der Mitte. Das Wort wird in Indien üblicherweise auch so ausgesprochen. Der zusätzliche Buchstabe wurde erst Jahre später auf den Rat indischer Gelehrter hin angefugt, nach denen Paramahansa ohne das a, wenn auch phonetisch richtig, doch grammatikalisch falsch war.
12) Ji ist eine Nachsilbe, welche in Indien dem Namen im allgemeinen als ein Zeichen des Respekts angefügt wird.
Die Problematik, der er sich dabei gegenüber sah, glich jener, die zuerst sein Interesse an der Kindererziehung geweckt hatte. "Die Umwelt", pflegte er zu sagen, "ist stärker als die Willenskraft." Die Umgebung, in der ein Kind lebt, bestimmt in hohem Maße seine Einstellungen und sein Verhalten, wenn es herangewachsen ist. Ebenso kann die Umgebung, in der ein Erwachsener lebt, den ganzen Unterschied zwischen Erfolg und Versagen in seinem Bestreben ausmachen, alte, unerwünschte Gewohnheiten zu ändern. Paramhansaji drängte die Leute dazu, nach Möglichkeit in harmonischen Umfeldern zu leben.
Die meisten modernen Umgebungen sind leider selbst dann nicht spirituell förderlich, wenn sie zumindest äußerliche Harmonie bieten.
Er gelangte zu der Lösungsmöglichkeit, für Plätze zu sorgen, an denen alle Gottesfreunde, ob ledig oder verheiratet, unter göttlichem Einfluss leben könnten: Orte, an denen die Familie, die Freunde, die Arbeit und die allgemeine Umgebung gemeinsam zu geistiger Entwicklung anleiten — kurzum ein spirituelles Dorf oder eine "Weltbruderschafts-Kolonie." In den frühen Vierzigerjahren beschloss er, eine solche Gemeinde zu gründen.
Encinitas war das Anwesen, das er für dieses Projekt wählte. Er begann, Familien aufzunehmen. In Vortrag um Vortrag in den Kirchen drängte er die Leute dazu, ihre meditativen Bemühungen mit dem einfachen, freieren Lebensstil einer geistigen Gemeinde zu verbinden. Obwohl es ihm nicht möglich war, dieses Projekt während seines Lebens zu Ende zu führen, war seine Gedankenkraft, wie er es ausdrückte, "im Äther". Zu gegebener Zeit würde sie ihre objektive Erfüllung erfahren.
1946 wurde sein meistgelesenes Buch, Autobiographie eines Yogi, veröffentlicht. Sein Erscheinen markierte den Beginn des letzten Kapitels seines Lebens: die Vollendung seiner großen literarischen Werke und die Ankunft einer beachtlichen Flut neuer Jünger.
Im Sommer 1948 erfuhr er einen Zustand höchster Ekstase, der durch mehrere Wochen hindurch andauerte. Der Herr zeigte ihm in Form der Göttlichen Mutter des Universums die Geheimnisse der kosmischen Schöpfung. Es war, als ob Sie ihn auf seinen Abgang von dieser Bühne der materiellen Erscheinungen vorbereiten wollte, indem Sie diese letzten Schleier lüftete.
Am 7. März 1952 verließ er seinen Körper. Es war ein unglaublich fruchtbares Leben gewesen. Zu der Zeit, da es endete, blühten SRF - Zentren in vielen Ländern. Yoganandas Jünger rund um die Welt gingen in die Zehntausende. Er hatte den Westen für Indiens Lehren in einer Weise geöffnet, wie dies keinem anderen Lehrer jemals gelang. Erstmals hatte ein großer Meister aus Indien den größeren Teil seines Lebens im Westen verbracht. Dass in den letzten Dekaden ein derartig weitverbreitetes und wachsendes Interesse an Indiens spiritueller Botschaft entstand, ist zum Großteil ein Ergebnis seiner Lehre und seines strahlenden persönlichen Beispiels.
Das Hauptquartier dieser weitumfassenden Bewegung ist nach wie vor Mt. Washington, wie dies zu seinen Lebzeiten gewesen war. Hier begann mein eigenes Leben der Jüngerschaft.
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Aus: "The Path" von Swami Kriyananda, direkter Jünger Paramahansa Yoganandas